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SGLT2-Inhibitoren (vormals Canagliflozin): Möglicherweise erhöhtes Risiko für Amputationen der unteren Extremitäten
08.05.2017
Wirkstoff: Canagliflozin, Dapagliflozin, Empagliflozin
08.05.2017 Abschluss des Verfahrens
Nach Überprüfung der Empfehlung des Ausschusses für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) stimmte der CHMP den Gesamtschlussfolgerungen und der Begründung des PRAC zu. Im Ergebnis erachtete der CHMP das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Arzneimitteln, die Canagliflozin, Dapagliflozin oder Empagliflozin enthalten (Invokana, Vokanamet, Forxiga, Edistride, Xigduo, Ebymect, Jardiance und Synjardy) vorbehaltlich der vorgeschlagenen Änderungen der Produktinformation (s. PRAC-Empfehlung) weiterhin als positiv.
Beschluss der EU-Kommission
Die für alle Mitgliedstaaten rechtlich bindende Entscheidung der Europäischen Kommission erfolgte am 20. April 2017.
10.02.2017 – Empfehlung des PRAC
Der PRAC schlussfolgert, dass das Diabetesmittel Canagliflozin zum Risiko von Zehenamputation beitragen kann. Ein Risiko könnte auch für andere Arzneimittel derselben Klasse bestehen.
Der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) warnt, dass in zwei klinischen Prüfungen, CANVAS und CANVAS-R, eine größere Anzahl von Amputationen der unteren Extremitäten (vorwiegend der Zehen) bei Patienten beobachtet worden ist, die das Diabetesmittel Canagliflozin erhielten verglichen mit denen, die ein Scheinmedikament erhielten. Die noch laufenden Studien umfassten Patienten mit erhöhtem Risiko von Herzproblemen.
Diabetespatienten (besonders solche mit schlecht eingestelltem Diabetes und mit bestehenden Problemen des Herzens und der Blutgefäße) sind einem erhöhten Risiko von Infektionen und Geschwüren ausgesetzt, die zu Amputationen führen können. Der Mechanismus, nach dem Canagliflozin das Risiko von Amputationen vergrößern kann, ist noch unklar.
Ein erhöhtes Risiko wurde in Studien mit den anderen Arzneimitteln in derselben Klasse, Dapagliflozin und Empagliflozin, nicht gesehen. Gleichwohl könnte auch ein Risiko für andere Arzneimittel derselben Klasse bestehen, da die bis heute verfügbaren Daten lückenhaft sind.
Weitere Daten werden von laufenden Studien mit Canagliflozin, Dapagliflozin und Empagliflozin erwartet.
Auf der Grundlage der verfügbaren Daten empfiehlt der PRAC, dass ein Warnhinweis zum Risiko von Amputationen der unteren Extremitäten (vorwiegend der Zehen) in die Produktinformationen für diese Arzneimittel aufgenommen werden sollte, der auch die Wichtigkeit einer regelmäßigen, vorbeugenden Fußpflege hervorhebt.
Bei Canagliflozin sollten Amputationen der unteren Extremitäten (vorwiegend der Zehen) als gelegentlich vorkommende Nebenwirkung (1 -10 von 1.000 Patienten) adressiert werden. Ärzte sollten auch in Betracht ziehen, die Behandlung mit Canagliflozin abzubrechen, wenn Patienten ausgeprägte Komplikationen an den Füßen, wie Infektionen oder Hautgeschwüre, entwickeln.
Die PRAC-Empfehlung wird jetzt dem Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) zur Begutachtung übermittelt. Weitere Details und Hinweise für Patienten und Gesundheitsexperten werden nach der finalen CHMP-Meinungsbildung veröffentlicht werden.
12.07.2016 - Ausweitung der Überprüfung auf alle SGLT2-Inhibitoren
Der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) hat den Umfang der Überprüfung des Art. 20 Referrals, der sich zunächst nur auf Canagliflozin bezog, auf die anderen Arzneimittel der gleichen Klasse (SGLT2-Inhibitoren), Dapagliflozin und Empagliflozin, erweitert. Diese Erweiterung erfolgte, da das potentielle Risiko, das für Canagliflozin bewertet wird, auch für die anderen Arzneimittel in dieser Klasse relevant sein könnte.
15.04.2016 - Start des Verfahrens
Das BfArM informiert über die Einleitung eines europäischen Risikobewertungsverfahrens nach Artikel 20 der Verordnung 726/2004/EG zu SGLT2-Inhibitoren zu Canagliflozin (Warenzeichen: Invokana®; Vokanamet®).
Diese Arzneimittel sind aktuell auf dem deutschen Markt nicht verfügbar.
Die Überprüfung der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) wurde aufgrund einer beobachteten Zunahme von Amputationen - vorwiegend der Zehen - in einer laufenden klinischen Studie (CANVAS, „Canagliflozin cardiovascular assessment Study“) eingeleitet.
Fälle von Amputationen unterer Gliedmaßen sind sowohl in der Canagliflozin- als auch in der Placebogruppe der Studie aufgetreten. Die Möglichkeit, dass Canagliflozin das Risiko für Amputationen der unteren Extremitäten erhöht, ist derzeit noch nicht bestätigt. Der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) hat weitere Informationen bei dem Unternehmen angefordert, um besser beurteilen zu können, ob Canagliflozin eine Zunahme der Amputationen der unteren Extremitäten verursacht und ob Änderungen im Hinblick auf die Anwendungsart und -weise des Arzneimittels in der EU erforderlich sind.
Patienten mit Diabetes (besonders solche mit schlecht eingestelltem Diabetes und mit bestehenden Problemen des Herzens und der Blutgefäße) sind einem erhöhten Risiko von Infektionen und Geschwüren ausgesetzt, die Amputationen der unteren Extremitäten zur Folge haben können. In 12 weiteren abgeschlossenen klinischen Studien mit Canagliflozin wurde keine Zunahme solcher Amputationen gesehen. Ein kleiner, statistisch nicht signifikanter Anstieg der Anzahl von Amputationen trat in einer anderen laufenden Studie (CANVAS-R) auf. Sowohl CANVAS als auch CANVAS-R schließen Patienten mit hohem Risiko für Probleme mit Herz- und Blutgefäßen ein.
Der PRAC wird auch Daten für Arzneimittel der gleichen Klasse der SGLT2-Inhibitoren anfordern. Auf dieser Grundlage kann der PRAC den Umfang der Überprüfung auszuweiten, um auch diese Medikamente einzubeziehen.
Während des laufenden europäischen Risikobewertungsverfahrens wird das medizinisches Fachpersonal einen Informationsbrief zu Canagliflozin erhalten, der an die:
- Bedeutung der Routinefußpflege,
- Vermeidung von Schnitten oder Wunden der Füße und
- Notwendigkeit ihrer prompten Behandlung, um Infektionen und das Auftreten von Geschwüren zu verhindern,
erinnern soll. Patienten mit einem erhöhten Risiko für eine Amputation (wie diejenigen, die eine vorherige Amputation gehabt haben) sollten sorgfältig überwacht werden. Als Vorsichtsmaßnahme können Ärzte die Behandlung mit Canagliflozin bei den Patienten abbrechen, die erhebliche Komplikationen an den Füßen entwickeln.
Patienten sollten sich bei allen Fragen und Bedenken an ihren Arzt oder Apotheker wenden. Es ist wichtig, dass Patienten mit Diabetes ihre verschriebene Behandlung fortführen. Sie sollten die Medikamente nicht absetzen, ohne vorher mit ihrem Arzt gesprochen zu haben.
Mehr zu dem Arzneimittel:
Canagliflozin ist ein Inhibitor des Natrium-Glukose-Cotransporters 2 (SGLT2), der in den proximalen Nierentubuli den Großteil der filtrierten Glukose reabsorbiert. Damit verringert es die Rückresorption von Glukose, steigert die renale Ausscheidung und verringert die Plasmaglukosekonzentration. Dapagliflozin und Empagliflozin sind die beiden anderen Wirkstoffe aus der Klasse der SGLT2-Inhibitoren.
Mehr zu dem Verfahren:
Das Risikobewertungsverfahren wurde auf Antrag der Europäischen Kommission eingeleitet. Die Überprüfung nach Artikel 20 der Richtlinie 2001/83/EG wird vom Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) durchgeführt, dessen Empfehlung dem Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) als fachliche Grundlage seiner Begutachtung dienen wird. Im Anschluss wird die Europäische Kommission eine rechtlich bindende Entscheidung für alle EU-Mitgliedstaaten treffen.
Mehr über die Arzneimittel:
Canagliflozin, Dapagliflozin und Empagliflozin sind Arzneimittel zur Behandlung des Diabetes Typ 2 und Inhibitoren des Natrium-Glukose-Cotransporters 2 (SGLT2); sie blockieren ein Protein (SGLT2), das in den proximalen Nierentubuli den Großteil der filtrierten Glukose reabsorbiert. Damit verringern sie die Rückresorption von Glukose, steigern die renale Ausscheidung und verringern die Plasmaglukosekonzentration.
Die folgenden Arzneimittel, die SGLT2-Inhibitoren enthalten, sind zurzeit in der EU zugelassen: Ebymect® (Dapagliflozin/Metformin), Edistride® (Dapagliflozin), Forxiga® (Dapagliflozin), Glyxambi® (Empagliflozin/Linagliptin), Invokana® (Canagliflozin), Jardiance® (Empagliflozin), Qtern® (Saxagliptin/Dapagliflozin), Synjardy® (Empagliflozin/Metformin), Vokanamet® (Canagliflozin/Metformin) und Xigduo® (Dapagliflozin/Metformin).
Mehr zum Verfahren:
Das Risikobewertungsverfahren nach Artikel 20 der Richtlinie 2001/83/EG zu Canagliflozin wurde auf Antrag der Europäischen Kommission am 15.4.2016 eingeleitet, es wurde um Arzneimittel der derselben Klasse, Dapagliflozin und Empagliflozin, am 7.Juli 2016 erweitert.
Der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC), der für die Bewertung von Risikoaspekten bei Humanarzneimitteln verantwortlich ist, hat das Verfahren durchgeführt und einen Empfehlungskatalog erstellt.
Die Empfehlungen des PRAC werden dem Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) als fachliche Grundlage seiner Begutachtung dienen. Abschließend wird die Europäische Kommission eine rechtlich bindende Entscheidung für alle EU-Mitgliedstaaten treffen.
Weitere Informationen
Details zu dem Verfahren können unter folgendem Link bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) abgerufen werden: